Francine Stettler (20), Studentin im 6. Semester im zweisprachigen Studiengang der HEP-BEJUNE und der PHBern, in Ausbildung zur Lehrperson für die Primarstufe.

1. Wie würden Sie sich mit fünf Adjektiven beschreiben?
Interessiert, spontan, motiviert, phantasievoll, engagiert
2. Sie bilden sich zweisprachig – Französisch und Deutsch – an zwei Pädagogischen Hochschulen in Bern und Delémont zur Lehrperson für die Primarstufe aus. Wie kamen Sie dazu?
Den Entscheid, Lehrerin zu werden, fällte ich bereits früh, da ich gerne mit Kindern etwas unternehme und selber auch mit mehreren Geschwistern aufgewachsen bin. Ich besuchte im Kanton Jura eine französischsprachige Schule, zuhause sprechen wir Deutsch. Im Gymnasium wählte ich den Immersionsunterricht Deutsch/Französisch. Ich erfuhr im Radio vom zweisprachigen Studiengang in Delémont und Bern. Für mich ist es attraktiv, in diesen beiden Städten zu studieren, um später in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz zu unterrichten.
3. Was bedeutet es ganz konkret, zweisprachig an zwei Pädagogischen Hochschulen zu studieren?
Das erste Studienjahr fand in Delémont, das zweite Jahr in Bern statt. Im dritten Jahr studierte ich ein Semester in Bern und nun noch ein Semester in Delémont. Meine Mitstudierenden kommen aus den Kantonen Bern, Jura und Neuenburg. Rund die Hälfte ist zweisprachig, die anderen sind entweder deutsch- oder französischsprachig aufgewachsen. Das Studium findet in Delémont ausschliesslich in französischer, in Bern in deutscher Sprache statt. Unter den Studierenden wird meist Französisch gesprochen, da das erste Jahr in Delémont absolviert wurde. Wegen Corona fanden leider viele Veranstaltungen online statt. Ich wohnte daher auch während des Studiums in Bern zuhause im Kanton Jura. Einige Mitstudierende leben in Wohngemeinschaften in Bern, viele jedoch auch – teils wegen der Coronapandemie – noch zuhause bei ihren Eltern. In Delémont selber wohnen nur wenige Studierende.
4. Was machen Sie für Erfahrungen in diesem zweisprachigen Studiengang?
Ich würde den Studiengang auf jeden Fall wieder auswählen. Als grosses Plus erlebe ich die Chance, gleichzeitig in der Deutsch- und Westschweiz studieren zu können und so neben den beiden Sprachen auch die unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen. Ich erlebe die Deutschschweiz lockerer als die Westschweiz. So sind wir in Bern mit den Dozierenden und der Studienleitungen per Du, dies ist in der Westschweiz nicht der Fall. Auch die Kultur an den beiden Hochschulen ist unterschiedlich. An der HEP-BEJUNE in Delémont ist das Studium eher schulisch, an der PHBern eher universitär ausgerichtet. Manche Unterrichtsmodule sind daher nicht nahtlos aufeinander abgestimmt zwischen den beiden Hochschulen. Hier gilt es, flexibel zu reagieren auf Herausforderungen und offen zu sein für neue Erfahrungen.
5. Was würden Sie Mittelschüler/-innen raten, die sich für den bilingualen Studiengang interessieren?
Zweisprachig zu sein, ist sicher ein Vorteil. Wer nicht zweisprachig aufgewachsen ist, sollte sich auf die deutsche respektive französische Sprache vorbereiten, allenfalls in einem Zwischenjahr im jeweils anderen Sprachraum. Dies ist jedoch keine Voraussetzung, es erleichtert aber die Kommunikation gerade zu Beginn des Studiums. Wichtig ist vor allem das persönliche Interesse an der jeweils anderen Sprache und Kultur.
6. Schauen wir in die Zukunft: Wo werden Sie in zehn Jahren stehen?
Meine Wunschvorstellung ist es, im Kanton Jura an einer Schule Französisch und Deutsch sowie Sport in deutscher Sprache zu unterrichten. Möglicherweise werde ich auch im Kanton Bern oder in einem anderen deutschsprachigen Kanton an einer zweisprachigen Schule unterrichten und so den Schülerinnen und Schülern die Freude und die Chancen der Zweisprachigkeit sowie der beiden Kulturen vermitteln.
Besten Dank fürs Interview!