78 Minuten dauert die Zugfahrt von Bern nach Delémont, der Hauptstadt des Kantons Jura. In unmittelbarer Bahnhofsnähe befindet sich die «Haute École Pédagogique des cantons de Berne, du Jura et de Neuchâtel» (HEP-BEJUNE). Sie bietet gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule PHBern einen zweisprachigen Studiengang an. Neben dem bilingualen Abschluss für die Primarstufe (Kindergarten bis 6. Schuljahr) erhalten die Studierenden einen vertieften Einblick in die Kultur der jeweils anderen Sprachregion jenseits des «Röstigrabens».

Bilingual studieren an der Pädagogischen Hochschule
Die ersten zwei Semester verbringen die Studierenden in Delémont an der HEP-BEJUNE, das dritte, vierte und fünfte Semester an der PHBern und das sechste Semester vor dem Bachelorabschluss wieder in Delémont.
Deutschsprachige, französischsprachige sowie bilinguale Studierende besuchen alle Kurse gemeinsam: in französischer Sprache in Delémont und in deutscher Sprache in Bern. Dabei unterstützen sie sich einerseits gegenseitig bei der Entwicklung der Kenntnisse in beiden Sprachen. Andererseits vertiefen sie ihre Sprachkompetenzen und stärken nach dem Prinzip der «reziproken Immersion» die interkulturellen Kompetenzen als zukünftige Lehrpersonen.
Die Studierenden eignen sich sowohl Inhalte des «Lehrplans 21» als auch des «Plan d’études romand (PER)» an und absolvieren ihre Praktika in deutsch-, französisch- und zweisprachigen Schulen. In diesen Praktika erhalten die Studierenden Einblick in unterschiedliche Schulkulturen in den beiden Sprachregionen.
Zusammen mit dem Bachelorabschluss erwerben die Studierenden das Lehrdiplom für die Primarstufe mit dem Vermerk «zweisprachig Deutsch/Französisch». Die zukünftigen Lehrpersonen werden somit befähigt, in beiden Sprachen und Sprachregionen sowie an zweisprachigen Schulen zu unterrichten.
Neben der HEP-BEJUNE und der PHBern bietet auch die Pädagogische Hochschule Freiburg ein zweisprachiges Diplom Deutsch/Französisch an. Dabei werden das erste und das dritte Studienjahr in der Erstsprache absolviert und das zweite Studienjahr in der Zweitsprache. Zudem besuchen die Studierenden weitere Sprachmodule, Lehrveranstaltungen in der vergleichenden Didaktik und Module zur Zweisprachigkeit während der gesamten Ausbildungszeit.
Auch Fachhochschulen und Universitäten bieten zweisprachige Studiengänge an
So werden an der Berner Fachhochschule einige Bachelorstudiengänge wie zum Beispiel Agronomie, Lebensmittelwissenschaften, Waldwissenschaften, Automobil- und Fahrzeugtechnik oder Informatik zweisprachig (Deutsch und Französisch) in gemischten Klassen angeboten.
Die Universität Freiburg ist die einzige universitäre Hochschule in der Schweiz und in ganz Europa mit einem vollständigen Studienangebot in Französisch und Deutsch. Bei zweisprachigen Studienprogrammen belegen die Studierenden obligatorisch Veranstaltungen in den beiden Sprachen Deutsch und Französisch. Die genaue Aufteilung wird im Studienplan festgelegt. Die Prüfungen können jedoch in der Sprache eigener Wahl abgelegt werden.
Werden Studiengänge parallel in Deutsch und Französisch angeboten, können die Studierenden die entsprechenden Vorlesungen nach Wunsch auch in der anderen Sprache belegen. So können sie in Studiengängen, die die Wahl eines oder mehrerer Nebenprogramme bedingen, diese Programme beispielsweise in der Zweitsprache wählen.
Studierende, die in beiden Sprachen mindestens 40% der im Studienplan vorgesehenen ECTS-Kreditpunkte erworben haben, erhalten ein Diplom mit dem Zusatz «Zweisprachiges Studium, Deutsch/Französisch».
Neben zweisprachigen Studiengängen in deutscher und französischer Sprache werden an Fachhochschulen und Universitäten zunehmend auch zweisprachige Studiengänge in Deutsch und Englisch oder ganz in Englisch angeboten. Dies gilt vor allem für Masterstudiengänge in naturwissenschaftlichen, technischen sowie betriebswirtschaftlichen Studienrichtungen.